Osteopathie

In den letzten Jahren spricht sich auch in der Laienpresse immer mehr das Zauberwort der „Behandlung von Faszien“ herum. In der Tat spielen Faszien auch in der Osteopathischen Medizin eine Hauptrolle.

Was sind Faszien? Alle Zellen unseres Körpers, die in festen Verbänden organisiert sind, also unsere Muskeln, Knochen, Organe, Nerven und das Gehirn, sind von Zellen zur Ernährung und Formgebung umgeben oder durch sie verbunden. Diese Zellstruktur heißt deshalb auch das „Bindegewebe“. Alle Gewebe unseres Körpers sind auf diese Weise miteinander und ineinander verbunden und stehen im besten Falle in einem Gleichgewicht der Kräfte und Funktion.

Schädigende Einflüsse durch Krankheiten und Unfälle, schlechte Ernährung und Überbeanspruchung wirken ständig auf uns ein. Unser Körper ist dazu in der Lage, viele dieser Einflüsse zu ertragen, in dem er sich anpasst. Viele Anpassungen passieren in den Bindegeweben des Körpers. Das Bindegewebe verspannt, wird fest oder verliert im Gegenteil die Kraft, wird weicher als normal. Es können ganze Stränge von Bindegeweben in Anpassung an eine Störung auftreten, die den Körper von links nach rechts und von oben nach unten oder umgekehrt durchziehen. Wir merken sie nicht, solange die Anpassung unseres Körpers gelingt. Treffen aber zwei oder mehrere Anpassungsstränge so ungünstig aufeinander, dass der Körper das nicht mehr ausgleichen kann, dann gibt es an diesen Stellen eine Dekompensation. Eine Dekompensation erzeugt in der Regel Schmerzen oder andere Missempfindungen und die führen dann zu einem Arztbesuch, wenn die Beschwerden nicht schnell wieder verschwinden.

Geht der Behandler nun an den Ort des Schmerzes allein und versucht dort die Beschwerden zu behandeln, dann gelingt dies besonders dann nicht, wenn lange Ketten von Störungen durch den Körper ziehen und die eigentliche Ursache der Störung an ganz anderen Körperstellen entstanden ist.

Hier setzt nun die ärztliche Osteopathie an. Durch eine genaue Untersuchung des ganzen Körpers kann eine Identifizierung der Störungsketten gelingen. Durch die genaue Kenntnis der Zusammenhänge aller Körperstrukturen (der Anatomie) kann auch, im günstigsten Fall, die verborgene Stelle der ersten Schädigung gefunden werden, von der die Störungsketten ausgehen. Die Behandlung so zu gestalten, dass man der primären Störung am nächsten kommt und dort dann auch behandelt, ist das Bestreben in der osteopathischen Behandlung.

Man darf sich also nicht wundern, wenn der Osteopath nicht die am stärksten schmerzende Stelle ins Visier nimmt, sondern an ganz anderen Körperstellen ansetzt. Missempfindungen und Schmerzen werden behandelt, indem man versucht an die Wurzel des Übels zu gehen.

Die osteopathischen Techniken sind in der Regel so gewählt, dass das Gewebe des Körpers „überzeugt“ wird, sich wieder richtig zu verhalten und nicht dazu gezwungen wird. Dennoch können bei der Behandlung auch Schmerzen und andere Missempfindungen wie Schwindel und Übelkeit auftreten. Es können auch nach der Behandlung für ein bis drei Tage, selten eine Woche Störungen und Missempfindungen auftreten. Das Gewebe des Körpers will noch einmal „nachregulieren“ und dabei kann kurzfristig wieder eine Dekompensation – Entgleisung auftreten. Dies ist normal und man darf sich dann z.B. mit Schmerzmitteln darüber hinweghelfen. In keinem Fall aber sollte man dann zu schnell nachbehandeln. Die Regulation im Körper muss abgewartet werden. Natürlich darf man sich, wenn man unsicher ist, mit seinem Osteopathen beraten. Nachbehandlungen an Wirbelsäule, Armen und Beinen, Schultern und Hüften können frühestens nach einer Woche wiederholt werden. Behandlungen am Kopf und an den Organen des Bauches und Brustkorbes sollte man nicht vor vier bis sechs Wochen wiederholen. In den ersten zwei Tagen nach einer osteopathischen Behandlung sollte man dem Körper Ruhe geben, ausreichend trinken und keinen Sport treiben. Danach kann man alle Tätigkeiten wieder langsam aufnehmen.

Haben Sie weitere Fragen, dann können Sie diese gern im ärztlichen Kontakt stellen.

Ihr

Wolfgang Brinkmann
Facharzt für Allgemeinmedizin
Chirotherapie
Osteopathie / Kinderosteopathie